WIE GEHT´S, WIE STEHT´S?!
Cornel Müller lächelt verschmitzt. Wir stehen in der Lobby seines Fettehenne Landhotels und hören der Rezeptionistin Anja zu. “Da steht heute Morgen der Sänger der amerikanischen Band vor mir, die gestern in Köln gespielt hat. Nur mit einem Handtuch bekleidet. Von oben bis unten tätowiert. Er wollte den Weg zum Schwimmbad wissen. Mir blieb fast die Luft weg.” Anja lacht, wir gehen schmunzelnd in den Frühstücksraum. “Bei uns kehren Szeneleute aus den Metropolen ein, wir haben aber auch Dauergäste, die bei uns eine zeitweilige Alternative zum Seniorenheim sehen. Das sind die Geschichten, die das Leben im Hotel so spannend machen. Ich bin ein leidenschaftlicher Gastgeber. Und gleichzeitig bin ich auch unheimlich gerne zu Gast. Dabei hängt es vom Reiseziel und meiner aktuellen Stimmung ab, ob ich als Backpacker im Hostel oder im Fünf-Sterne-Hotel absteige. ” Da erstaunt es nicht, dass Müller selbst als Dauergast im eigenen Hotel lebt. Weiterhin erzählt er von seinen Reisen nach Fernost. Dort hat er auch gelebt. In Sydney hat Müller sein Studium Internationales Hotelmanagement fortgesetzt, in Hongkong hat er in einem Premium-Hotel mit fünf Sternen gearbeitet. “Dort haben sage und schreibe 700 Menschen für 1700 Gäste geschuftet.” Während dieser Zeit sei ihm klargeworden, dass er es beruflich später ein paar Nummern kleiner angehen wolle. “Ich wollte ins Hotelgewerbe. Das war mir schon immer klar. Aber Ich möchte gerne auf Augenhöhe mit dem Gast arbeiten, das wünsche ich mir auch für mein Team. In einem Drei-Sterne-Haus wie diesem funktioniert das.” Team sei sowieso ein gutes Stichwort. Gemeinsam seien sie durch die Pandemie gekommen, Personalsorgen hätten die Fettehenne-Hotels nicht. Müller führt noch zwei weitere Hotels, eins in Leverkusen-Rheindorf, eins in Erkrath.
Aber was verschlägt einen jungen Mann Jahrgang 1996, der in Erftstadt aufgewachsen ist und der dann den Duft der großen weiten Welt geschnuppert hat, nach Fettehenne, diesen so beschaulichen Stadtteil Leverkusens. Cornel Müller erzählt nebenbei, dass er schon lange Bayer-04-Fan sei. Er sei auch selber als Flügelflitzer in seinem Heimatverein aktiv gewesen, was man ihm gerne glaubt, wenn er federnden forschen Schrittes durch die Räume geht. Sein Wackelknie habe aber seiner “Karriere auf dem Rasen” ein vorzeitiges Ende gemacht. Wie gut, dass er zum Ende seiner Schulzeit als Rezeptionist im Hotel seiner Großmutter und seiner Tanten ausgeholfen habe. “Hier habe ich meine Ferien verbracht. Vor allem am Tresen in der Rezeption. Ich habe den Damen aber auch das Thema Digitalisierung der Branche nähergebracht, der Betrieb hier war doch ziemlich papierlastig organisiert.” Nach seinem Studium hätten ihm seine Verwandten dann die Übernahme des Fettehenne Landhotels angeboten. Gemeinsam mit einem Kompagnon habe er 2018 zugeschlagen. Der alte Bauernhof sei 1966 als Hotel umgebaut und auch fortlaufend erweitert worden. Aber trotzdem habe es einen Sanierungsstau gegeben. Weiteres Personal hätten sie nicht gehabt. “Den Hotelbetrieb haben wir zu zweit gewuppt, und dann kam Corona.”
Der junge Mann hat allen Unbilden zum Trotz in den letzten Jahren eine kleine Hotelkette aufgebaut. “Dabei haben wir uns angeschaut, wo liegen die Stärken der Häuser und dann haben wir losgelegt. Hier in Fettehenne spielen wir die Nähe zur Natur aus, wir sind das Tor zum Bergischen Land. In Rheindorf, im Kristallhotel Fettehenne, haben wir uns vom Bling-Bling der Vorbesitzer inspirieren lassen. Und in Erkrath führen wir ein Haus, das ganz unter dem Zeichen der Nachhaltigkeit steht.” Müller schaut bei seinen Unternehmungen genau hin und erkennt die Potenziale.
Im Landhotel sitzen wir mittlerweile im Vinylraum. Hier gibt es eine Schallplattensammlung. Das Thema Popkultur zieht sich auch durch die Gestaltung der Innenräume des Landhotels. Bruce Springsteen, Michael Jackson und Curt Cobain blitzen den Gästen auf den Gängen entgegen. Draußen lockt das Grün die Gäste in das Bergische Land. “Touristisch fliegt Leverkusen immer noch unter dem Radar, aber wie sich hier bei uns zeigt, wird sich das Schritt für Schritt verändern.”
Zeit zu gehen. Wir verabschieden uns in der Lobby. Die Playlist spielt gerade “Here comes the sun.” Der Hausherr gesteht mir, dass er Beatles-Fan sei, dabei richtet er noch schnell das Maskottchen des Hauses auf, einen Riesenstoffbären, der die Gäste begrüsst. Heute Morgen hat die Rockband dem Stofftier zugesetzt und eine Fotosession mit dem Bären gemacht, erzählt uns Anja. Pop meets Fettehenne.
Auf Wiedersehen, Cornel Müller. Herzlichen Dank für Ihre Zeit.
Text & Foto © Hendrik Neubauer / Lust auf Leverkusen.
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