Canapé, Opladen

KULINARISCH NACHHALTIGE VIBES IM C

Die Uhlandstraße in Opladen wird in Sachen Kultur am besten mit Scala und 3 C beschrieben. Scala Cinema, Scala Club und seit 2020 auch Canapé. Das Restaurant wird von Annika und Fabian Stiens betrieben. Ja, letzterer ist auch für den Club und die Leverkusener Jazztage verantwortlich. Kein Wunder also, dass jetzt auch der Restaurantbetrieb vom Scala-Mood beseelt ist. Wer den Gastraum betritt, spürt das. Fabian Stiens begrüßt heute Abend die Gäste und strahlt die gewohnte herzliche Lässigkeit aus. Wir werden platziert und während wir die Karte studieren, wird schon mal ein Pastis serviert, stilecht kommt das eiskalte Wasser in der Pernod-Karaffe auf den Tisch. Ich entscheide mich für die Variante Pernod pur, das schärft die Geschmacksnerven. Der Name Canapé suggeriert eigentlich schon die Speisenauswahl: Wir entscheiden uns für ein Potpourri an Canapés sowie Hauswein und Kölsch. By the way: Die Playlist des Lokals ist gediegen, die übliche Musik gibt es hier keinen einzigen Takt lang auf die Ohren. Eben gehoben wie alles hier ist nicht zuletzt auch die Einrichtung. Im langgestreckten Seitenflügel zieren kunstvoll gestaltete Gitarrenbodies und ein Ensemble Schlagzeugbecken die Wand, rein zufällig die Trennwand zum Club nebenan.

Da kommen auch schon die Etageren aus Schiefer mit den Canapés auf den Tisch. Bruschetta con Avocado stimmt kulinarisch konventionell darauf ein, was da noch an Überraschungen kommen mag. Dann lockt der Jackfruit Burger. Die Frucht ist paniert, die rote Sauce raffiniert und der Burger-Bun stammt von Willeke, der allseits beliebten Leverkusener Traditionsbäckerei. Jackfruit an sich schmeckt ziemlich neutral, der Canapé Burger schmeckt hingegen phänomenal. Wie bekommt der Koch ein veganes Gericht so schmackhaft hin? Durchatmen und den Gaumen mit den gepflegten Getränken hier entspannen. Wie wäre es mit einem Glas veganen Champagner? Das Canapé hat ihn im Keller. Der passt perfekt zum nächsten Gang, der Lachsrolle. Der Lachs, von Fisch Arentz vor Ort bezogen, wird kurz flambiert, das Ganze ist mit einer Weißweinschaumsoße abgeschmeckt und mit Meeresperlen, schwarzem Rogen, garniert. Als Beilage hierzu eignen sich hervorragend die Reibeküchlein, die mit Spinat und Ricotta gefüllt sind. Das gibt schon ein kleines Hauptgericht ab. Doch dann kommt es: Der Pulled Chicken Hot Dog, wieder in einem Willeke-Bun serviert, schmeckt wie ein Gedicht. Das Huhn zart, das Dressing mit Jalapenos stark, der schwarz eingefärbte Bun weckt auch das Auge, das ja bekanntlich mitisst. Allein schon diese Abfolge der Canapés war ein Fest für den Gaumen und macht Lust auf die Hauptgerichte. Doch heute geht nichts mehr. „Ich werde Canapés nie wieder Schnittchen nennen“, verspreche ich dem Gastgeber Stiens, der nach dem Essen noch mal zu uns an den Tisch kommt. „Danke für den tollen Service und Ihre Gastkultur.“ „Gerne wieder herzlich willkommen bei Annika und Fabian.“ Wir schauen uns an. Nicken. Abgemacht. Auf Wiedersehen im Canapé, bei den beiden Gastronomen, die die Leverkusener nachhaltig bereichern.