Restaurant Claashäuschen, Bergisch Neukirchen

MEHR ALS GAUMENFREUDEN.

“Heute verbinden wir die Hunderunde über den Obstwanderweg mal mit einem Besuch im Claashäuschen”, sage ich zur Liebsten. “Aber wir sind doch gar nicht dafür angezogen”, wendet diese ein. “Die haben zwar eine ausgezeichnete Küche, aber dort ist es nicht piekfein.” Ein kurzer Anruf genügt und der Tisch für Zwei und einen Hund ist reserviert. Als wir im Restaurant eintreffen, begrüsst unser Haustier lautstark die anderen Gäste. “Kein Problem”. Der Senior Toni Bajcic, dessen Sohn Marino das Lokal mittlerweile führt, empfängt uns äußerst freundlich und winkt uns gleich zum reservierten Tisch durch. In der Tat sind wir etwas underdressed, doch das Personal begegnet uns durchweg zuvorkommend, auch die Gäste in Abendgarderobe am Nebentisch nicken uns nett zu. Das ist mal ein Empfang. Wir beide werden für den Rest des Abends unser Lächeln nicht mehr aus dem Gesicht bekommen.

Die Karte ist klein und bietet feine mediterran angehauchte Küche. Wir wählen als Hauptspeise Kalbschnitzel und den Catch of the Day: Zander. Als wir bei der Vorspeise schwanken, empfiehlt uns der Kellner, der uns auch den Rest des Abends begleiten wird, Bresaola an gegrilltem Spargel und als Wein für den Abend einen provencalischen Rosé. Der Wein passe zu allen drei Speisen ausgezeichnet. Überzeugte Rotweintrinker wie wir blicken hin und her. Manchmal nehmen wir aber Empfehlungen einfach an, vor allem wenn sie so überzeugend präsentiert werden. Um uns herum durchweg gute Laune lässt uns beschwingt den Rosé genießen. Brot, Öl und Meersalz kommen auf den Tisch, schon bald folgt der getrocknete Rinderschinken, der an einem Cräcker in Form eines Schiffsrumpfes angerichtet ist, der den gegrillten Spargel transportiert. Der Augenschmaus entpuppt sich schnell als Gaumenfreude. Es war köstlich und wir rätseln, mit welchen Zutaten das Öl an der Vorspeise getuned wurde. “Unser “Kellner klärt uns nach Rückfrage auf: Orange und ein Hauch Chili. Unsere Geschmacksnerven sind scharf gestellt. Die Hauptgerichte werden serviert. Das klassisch gute Schnitzel an mediterranen Chorizokartoffeln mit knackigem Salat löst Entzücken aus. Das Zanderfilet versteckt sich unter Langustinenschaum, schon der erste Bissen der Komposition wischt jeden Zweifel vom Tisch: Das maritime Zweierlei geht klar, vor allem wenn es von einem herrlich schlotzigen Risotto wie diesem begleitet wird. Der Senior kommt vorbei und schenkt Wein nach. “Und? Hat er euch zu viel versprochen”, flüstert er uns zu und nickt in Richtung “unseres” Kellners. “Auf keinen Fall”, entgegnen wir fast wie aus einem Mund. Daraufhin setzt Toni Bajcic zu einem leichten Schultercheck bei mir an, als sei es das Natürlichste in der Restaurantwelt.

Es passt hier alles zu einander: Die Küche, die Atmosphäre, der Service. Vom Feinen und gleichzeitig lässig. Hier beendet man nicht die tägliche Hunderunde. Aber vielleicht kommen wir das nächste mal auch in Bluse und Hemd und weiterer Gesellschaft. Wir zahlen und gehen immer noch lächelnd nach Hause. Das Gute hat eben seinen Preis, die Gastfreundschaft gibt es frei Haus.

Tipp für Wochenendausflügler nach der Hunderunde und vor der Abendküche: Sonntags wird die Original Bergische Kaffeetafel kredenzt. Die Bergische Kaffeetafel ist eine Spezialität im Bergischen Land und gilt als „vierte Mahlzeit“.

Foto: © Petra Leuchtenberg