GLÜCKSGENUSSORT.
“Hallöchen!” Mit einem karierten Schein in der Hand betritt eine offensichtlich gut gelaunte Dame das Ladengeschäft “Genuss im Dorf” in der Schlebuscher Fussgängerzone. Zielstrebig geht sie an den Lottoschalter. “Junge Frau, darf es noch ein bisschen mehr sein? Wie wäre es mit einem Quickie!” Gemeint ist der Quicktipp. Michael Scheuß blickt schelmisch lächelnd über seine Lesebrille und gibt den Lottoschein in das Kassensystem ein. Die Kundin lässt verlauten, sie hätte gerne den Jackpot und sonst gar nichts. “Also alles wie immer. Und wie geht es zuhause?” Wenig später stehen die beiden einträchtig beim Espresso am Stehtisch und tauschen sich aus. Der Chef hat gerade ein wenig Zeit. “Die Schlebuscher wollen nicht nur den Hauptgewinn, sie lieben es auch zu schwaden. Auch das gehört zu meinem Metier.”
Da öffnet sich die Ladentür aber schon wieder. Zeitung oder Rätselhefte? Der Kunde sucht nach gedruckter Ablenkung für die betagte Mutter? “Wie wäre es mit dem Logik-Trainer?”, empfiehlt Scheuß und zieht das Magazin aus dem Regal. “Bingo, das nehme ich.” Die nächste Kundin betritt den Laden und scannt mit suchendem Blick das Zigarettenbord. “Ihre Stammmarke ist leider nicht da, aber ich lege Ihnen eine Stange zurück. Versprochen.” Die Raucherin verlässt lächelnd den Laden. Kundenservice wird hier nicht nur groß auf die Internetseite geschrieben, sondern gelebt.
Womit aber schießt “Genuss im Dorf” in Schlebusch und im Umkreis von Köln und Düsseldorf den Vogel ab. Neben Rauchwaren von der Stange unterhält Scheuß einen begehbaren Humidor. Über hundert Sorten an Zigarren und Zigarillos lagern hier. “Zeigen Sie mir eine Lottobude, die über so ein Sortiment an Rauchwaren und edlen Tropfen verfügt.” Der Genussmensch, der in seinem früheren Leben in der “Traube Tonbach” gekocht hat, lacht sich ins Fäustchen und schon steht er vor dem großen Regal mit Spirituosen. “Mein Sortiment ist handverlesen.” Gutes liegt dabei manchmal so nah. Aus Rösrath kommt der “Ewald Finest Rum”. ” Der lagert acht Jahre im Eichenfass bis zur vollen Reife. “Ein Bouquet, sage ich Ihnen, das reicht von Kokos, Zimt, Bananen,Vanille bis hin zu kandierten Früchten.” Oder wie wäre es mit Gin? Scheuß preist den “No 224 Gin”, der im Nachbarort Odenthal in Handarbeit produziert und abgefüllt wird. “Ein Spitzengin, den Sie pur oder im Sommer gerne mit Wild-Berry-Tonic geniessen sollten.” Sicherlich ließe sich unser Gespräch endlos fortsetzen, stünde da nicht schon wieder eine Schlange. Wer das Gespräch mit dem Genießer weiterführen möchte, dem seien die Tastings im Alten Bürgermeisteramt empfohlen. Vor allem geht es dann zur Sache. “Zum Wohl, meine Damen und Herren.”
Ach ja, die Kundenschlange. “Noch ein wenig Geduld, Ihr Lieben.” Ich habe schon die ganze Zeit auf den”Absinth 66″ in drei Miniflaschen geschielt. “Ein sagenhaftes Getränk?” Scheuß nickt. “Gute Wahl.”
Deal. Ich komme gerne wieder. Auf ein Schwätzchen und was sich dann gerade so anbietet. Es gibt Büdchen, die mussten erst erfunden werden: Glücksgenussort.
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