FEINE LANDKÜCHE.
So viel Idylle traut so mancher Passant Leverkusen gar nicht zu. Die Berliner Straße zieht sich durch Steinbüchel und bietet Grün und Ortschaften mit Fachwerk. Bei der Nummer 261 liegt der Gasthof Kaup. Eine ehemalige Poststation, die schon immer eine kleine Wirtschaft umfasste. Seit 1910 befindet sich der Hof im Besitz der Familie Kaup. Seit 2018 leitet Karolin Kaltenbach den Gasthof in vierter Generation. Wer die massive Holztür öffnet, tritt in die Räume der modernisierten Tradtionskneipe. „Gehen Sie ruhig durch“, begrüßt mich die Wirtin. „Diesen Ausblick müssen Sie genießen.“ Sie hat nicht zu viel versprochen. Im rückwärtigen Teil des Hofes tut sich den Gästen ein scheunenhoher Wintergarten auf. Und im Sommer lädt eine große Terrasse ein.
Manchmal hat man Glück: Die Sonne scheint und auf der Terrasse ist ein Plätzchen frei. Schnell stehen die bestellten Erfrischungsgetränke auf dem Tisch und die wohl sortierte Karte präsentiert „eine bunte Vielfalt an Gerichten, welche regelmäßig wechseln“. Die Wahl fällt auf Schinkelknödel und Wiener Schnitzel. Und jetzt ist Zeit für Natur-TV. Auf der Wiese unterhalb der Hofschaft Kump, immerhin der höchste Punkt Leverkusens, trottet eine Ziege ins Bild. Der Himmel ist wolkenlos und der Ausblick grandios. Da kommt auch schon das Essen. Die Knödel sind außen kross und innen von weichem Biss. Serviert werden die drei Knödel auf einer Parmesanessenz, die genauso sahnig wie kräftig schmeckt. Abgerundet wird das durch ein feines Tomatenpesto und sautierten Rucola. Gericht Nummer Zwei. Das Schnitzel vom Duroc-Schwein kommt in gewellter Panade daher und zeugt von sorgfältiger Zubereitung. Das Fleisch ist zart und saftig. Die Pommes Frites sehen auf den ersten Blick sehr dunkel und nach Süßkartoffel aus, sind aber wie die Bedienung glaubhaft versichert hausgemachte Kartoffelsticks aus hiesigen Erdäpfeln. Vor allem schmecken sie lecker und pikant. Last but not least. Der Beilagensalat ist ein Gedicht. Handverlesene Blattsalate, frisches Gemüse, schwarze Linsen und einige Reisnudeln fügen sich mit einem famosen Dressing zu einem Geschmackserlebnis, das mehr als beiläufig ist. Im Gasthof Kaup erwartet die Gäste wirklich feine Landküche.
Jetzt noch einen Absacker und noch eine Runde Natur-TV. Gerade macht sich eine Handvoll Kühe daran, die Hügelspitze in Richtung Kump zu erklimmen. Da ertönt Gänseschnattern und ich bücke mich über die Balustrade. Im Garten unterhalb der Terrasse liegen einträchtig zwei Gänse nebeneinander. Das ganze Szenario ist in goldgelbes Abendlicht getaucht. Eine Idylle, die zudem gehobenen kulinarischen Ansprüchen genügt. Guten Appetit bei schöner Aussicht.
Foto: © Petra Leuchtenberg
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