ANDERS ESSEN & NASCHEN
Ich komme hungrig aus einem Termin im Dorf und flaniere die Bergische Landstraße entlang. „Jetzt etwas Gesundes und Leichtes“, denke ich mir, vielleicht hat es auch damit zu tun, dass am Wochenende meine Töchter zu Besuch waren, die sich vegan ernähren. Solche Erfahrungen färben ab. Voller Erwartung betrete ich das Café im Unverpacktladen „Fairliebt & Hüllenlos“, denn ich freue mich auf das Mittagsgericht „Gemüse im Blätterteig mit gebratenem Reis“, das draußen auf der Tafel in der Fußgängerzone angeschlagen war. „Es tut mir furchtbar leid, aber unser Mittagstisch ist leider aus, aber ich frage mal eben die Chefin.“ Die junge Frau verschwindet in der Küche. Und schon schaut Nina Müller-Rositzke um die Ecke. „Ja, wir sind heute ausverkauft, aber ich brutzel Ihnen schnell noch was!“ Mein Blick geht zur Uhr. An der Ladentür habe ich gesehen, dass Frau Müller-Rositzke gleich schließen wird. „Beim nächsten Mal gerne, ich weiß Ihr Angebot wirklich zu schätzen.“ Soviel Entgegenkommen passiert einem wirklich nicht alle Tage. Der Zitronenkuchen in der Auslage hat inzwischen mein Interesse geweckt und ich zeige darauf. „Der Kuchen ist vegan.“ „Genau aus diesem Grund möchte ich ihn probieren.“ Dazu nehme ich noch eine hausgemachte Limonade und einen doppelten Espresso.
Ich suche mir einen Platz in dem gemütlichen Ladenlokal, Geschäft und Café sind zwar getrennt aber eigentlich doch eins. Neben mir an Tisch lassen sich zwei Damen die letzten beiden Blätterteigtaschen schmecken. Ich wünsche „Guten Appetit“ und ernte freudiges Nicken. Mein Kuchengedeck kommt und jetzt darf ich probieren, wie „Fairliebt & hüllenlos“ schmeckt. Mein Lieblingskuchen mundet mir auch in der veganen Variante, die Limonade ist herb-süffig und der Kaffee: Der stammt von einem Leverkusener Start-up mit Sitz im Probierwerk.Tinamú. Der Espresso schmeckt mir so gut, dass ich mir beim Bezahlen an der Kasse ein Glas voll frisch gemahlenen Kaffees für „meine italienische Espressobüchse“ mitnehme. Nina Rositzke schaut erstaunt. „Sie wissen schon, dieses silberne Ding für auf dem Herd.“ Die Chefin lacht. „Wie gut, dass wir für Fälle wie Sie in unserem Unverpacktladen immer eine Kiste gespülte Gläser da haben.“ Das finde ich auch ausgezeichnet und noch besser gefällt mir, dass die Quittung als pdf zu mir kommt, wenn ich denn bereit bin, meine E-Mail-Adresse preiszugeben. Das mache ich gerne, weil ich auf diesem Weg über Aktuelles und Events wie Tastings oder Tapasabende, ja, die gibt es hier auch, auf dem Laufenden gehalten werde. Ich habe mich wohl fairliebt.
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